30-Jahr-Jubiläumsfeier und Klausurtagung der Vereinigung von Ordensschulen Österreichs

30-Jahr-Jubiläumsfeier und Klausurtagung der Vereinigung von Ordensschulen Österreichs

„gestern-heute-morgen“ lautete das Motto des Festaktes zum 30jährigen VOSÖ-Jubiläum und der diesjährigen VOSÖ-Klausurtagung in Wien.  Von 30.-31.3.2023 trafen sich die pädagogischen Leitungen aller VOSÖ-Bildungseinrichtungen österreichweit und das Team der VOSÖ-Zentrale zur jährlichen Klausurtagung.

Die Großgruppe von rund 100 Personen war zu Gast an den beiden Wiener Clara Fey Campi Maria Regina und Maria Frieden. Der Themenfokus lag auf den „Orden im Wandel“ und dem „Ordenscharisma“ als historischen Schatz, den es ins Heute zu übersetzen gilt, um es für Kinder, Eltern, Mitarbeiter:innen erlebbar zu machen und damit für das Morgen zu bewahren. Impuls und Workshop dazu gestaltete der Geschäftsführer der Österreichischen Ordenskonferenz und Vorsitzender des VOSÖ-Kuratoriums Peter Bohynik.

30-Jahr-Jubiläumsfeier und Klausurtagung der Vereinigung von Ordensschulen Österreichs

Jubiläumsfeier in der Konzilsgedächtniskirche Wien

Höhepunkt der Tagung waren der Festgottesdienst, zelebriert von P. Erhard Rauch SDS, und Festakt am 30.3.2023 in der Konzilsgedächtniskirche und im Kardinal-König-Haus in Wien. VOSÖ-Wegbeleiter:innen, Vertreter:innen der 14 Ordensgemeinschaften, die ihre Bildungswerke in den vergangenen 30 Jahren an die Vereinigung übergeben haben, Mitglieder des Büros der Ordenskonferenz und VOSÖ-Zentrale, des Vorstandes und Kuratoriums sowie mit die pädagogischen Leitungen aller VOSÖ-Bildungsstandorte bildeten die Festgemeinde.

30 Jahre VOSÖ im Rückspiegel

In ihrer leidenschaftlichen Predigt wurde die visionäre Kraft der VOSÖ-Gründerzeit deutlich spürbar: „Ich kenne kein Konstrukt in Europa, in dem ein Verein mit Ordensschulen von unterschiedlichen Orden einen neuen Weg zu gehen versuchte. Das wagte die Vereinigung von Ordensschulen Österreichs und der neue Weg hat sich bewährt,“ schilderte Sr. Cäcilia Kotzenmacher SDR, Pionierin und Wegbegleiterin der ersten Stunde. Was waren aber die Beweggründe jener Menschen, die sich für das Experiment VOSÖ engagierten? Laut Sr. Cäcilia waren es die Überzeugung, die Vision und der Wagemut der VOSÖ-Pioniere, Ordensschulen und ihre Gründungscharismen in sich rasch verändernden und herausfordernden Zeiten eine gute Zukunft zu geben, wenn Orden aus personellen oder finanziellen Gründen nicht mehr selbst in der Lage waren, ihre Bildungseinrichtungen zu führen.

30-Jahr-Jubiläumsfeier und Klausurtagung der Vereinigung von Ordensschulen Österreichs

Was das Unternehmen VOSÖ heute ausmacht? Für Sr. Cäcilia ist es „das MEHR – das MAGIS, das in der Tiefe bei GOTT wurzelt, das uns fordert und herausfordert, unterwegs zu sein mit allen Sinnen, mit Vertrautem und Fremden, mit Unerwartetem und vor allem offen für neue Wege. Es ist auch ein Mehr an Glauben, dass wir eine gute Zukunft wagen und gestalten wollen. Eine gute Zukunft im Schiff mit vielen bunten Flaggen.“ Heute sprechen wir von Schulen und Bildungseinrichtungen in Ordenstradition, basierend auf den Grundpfeilern der jeweiligen Ordenscharismen. Getragen, geführt und in die Zukunft geleitet von Menschen, die sich gesandt, berufen, wissen. Sr. Cäcilias Dank galt allen Weggefährt:innen in der Zentrale und an den Standorten, allen, die dem Großunternehmen VOSÖ im Kleinen treu sind im Dienst für die Kinder und die jungen Menschen, die uns anvertraut sind. Dankbarkeit sei das Gedächtnis des Herzens - gestern – heute und morgen. „Und in dieser Haltung lade ich euch ein, dankbar zurückzuschauen und den nächsten Schritt in die Zukunft zu wagen.“

Relevanz von Ordensschulen im Heute

In ihrem Impuls betonte VOSÖ-Vorstandsvorsitzende Maria Habersack die Relevanz von Ordensschulen und Bildungseinrichtungen von Orden im Heute: „Ich bin überzeugt davon, dass wir aufgrund unseres Menschenbildes, eine Alternative zu den vorherrschenden Tendenzen, die die Ökonomisierung gepaart mit einer voranschreitenden Verzweckung des Menschen zum Ziel hat, bieten.“ Habersack benennt hier zum einen das Öffnen von pädagogischen Räumen, in denen Kinder und Jugendliche „mit ihren individuellen Begabungen wahrgenommen werden und diese auch entfalten können. All das soll sie bei ihrer Ich-Werdung unterstützen, die sie beziehungs- und empathiefähig machen.“ Einen weiteren Aspekt des Ordens-Bildungsauftrages sieht sie darin, dass junge Menschen „Möglichkeiten finden, bei denen sie der soziale Verantwortung und die Solidarität mit dem Nächsten üben können.“ Laut Habersack würden gerade Bildungseinrichtungen von Orden „einen wichtigen Beitrag leisten, der schleichenden Entsolidarisierung und der daraus resultierende Spaltung unserer Gesellschaft, entgegenzuwirken.“ Zudem sehe sie es als das wichtigste Element des Bildungsauftrages als katholische Kindergärten, Schulen und Nachmittagseinrichtungen in Ordenstradition „Kindern und Jugendlichen Räume zu eröffnen, in denen sie Zugang zu ihrem Glauben und ihrer Spiritualität finden können. Ihnen auch zu ermöglichen, das Charisma der Gründungsorden als Orientierung für ein gelingenes Leben zu erkennen“.

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In Zeiten von zunehmender Abgrenzung und Ausgrenzung können VOSÖ-Bildungseinrichtungen auch einen wesentlichen Beitrag für eine menschenwürdige Gesellschaft leisten und blieben damit relevant und wirksam. Habersack dankte den anwesenden pädagogischen Leiter:innen für Ihren Einsatz und Ihr Wirken gemeinsam mit ihren Teams für das Führen ihrer Bildungseirichtungen im Sinne des Evangeliums und des jeweiligen Ordenscharismas.

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Blick in die Zukunft

Von der Relevanz von Bildungseinrichtungen von Orden im Heute führte der nächste logische Schritt zu den VOSÖ-Visionen von morgen. In ihrer Festrede nahm die amtierende Geschäftsführerin Martha Mikulka das Morgen ins Visier: „Die Zukunft der VOSÖ liegt in unser aller Hände. Wir gestalten gemeinsam das Morgen unserer Bildungseinrichtungen.“ Orden hätten historisch gesehen seit jeher auf die Nöte ihrer Zeit reagiert. Welche Nöte sind es heute? Was ist unser heutiger Auftrag? Mikulka möchte das Morgen nicht als fertiges Konzept vorstellen. Vielmehr sehe sie ihren Auftrag und den Auftrag aller VOSÖ-Verantwortlichen darin, die richtigen Fragen zu stellen, „die uns weiterentwickeln lassen, damit wir unseren Kindern und Jugendlichen ein Zuhause, einen sicheren Raum für Entfaltung bieten und damit die Gesellschaft von morgen prägen können." In folgenden Fragen sieht sie beispielhaft gestalterisches Zukunftspotential:

· Wirkt sich das Ordenscharisma auf unsere Arbeit und unser Wirken aus? Woran erkennen Kinder und Jugendliche dieses MEHR unserer Bildungseinrichtungen? Leben wir das Ordenscharisma auch im Umgang mit unseren Mitarbeiter:innen und Eltern?

· Wie gelingt es uns, ein für die Kinder und Jugendlichen stabiles Umfeld und einen sicheren Rahmen zur Persönlichkeitsentwicklung zu schaffen, um ein positives Lernklima zu bieten?

· Hören wir auf die Bedürfnisse der Gesellschaft, aber vor allem hören wir auf die Fragen und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen (wie zb Klimaschutz, sexuelle Ausrichtung, persönliche Orientierung usw) und bieten wir ihnen genügend Raum zur Entfaltung eigener Ideen?

· Welche Ausbildungsformen und pädagogischen Konzepte benötigen wir in der heutigen Zeit? Die Frage, was bewahren wir, was verändern wir, ist angesichts der rasanten digitalen Fortschritte und des Themas der künstlichen Intelligenz drängender denn je.

· Sind unsere religiösen Feierformen noch zeitgemäß? Berühren wir unsere Kinder und Jugendlichen, wenn wir von Gott erzählen? Und in welcher Sprache?“

Nach diesen Beispielen von Zukunftsfragen für die VOSÖ betonte Mikulka ihre Überzeugung: „Gemeinsam werden wir uns diesen Herausforderungen stellen, damit unsere Bildungseinrichtungen reiche Frucht tragen und wir in eine gute Zukunft gehen können. Im 1. Korintherbrief hören wir: Deshalb hat Gott jedem einzelnen Glied des Körpers seine besondere Aufgabe gegeben, viele einzelne Glieder bilden gemeinsam den einen Leib. Wir alle sind ein Teil des großen VOSÖ-Teams und jede/jeder wirkt an seinem Platz. Jede/jeder bringt sich mit seiner/ihrer Persönlichkeit ein und belebt, verändert, prägt die VOSÖ und dient damit den Kindern und Jugendlichen, die unsere Zukunft bedeuten.“

Link zum „Fotoalbum 30 Jahre VOSÖ“ auf unserer Homepage (Fotos: Richard Schuster)