Wir dürfen die Schulen nicht einfach dem Markt überlassen

Wir dürfen die Schulen nicht einfach dem Markt überlassen

Von 12. – 14. April 2018 hat die Vereinigung von Ordensschulen Österreichs in Krems ihre Klausur für verantwortliche MitarbeiterInnen. Kirchenpädagogik und die Identität von Ordensschulen stehen am Programm. Franz Asanger: „Ordensschulen sind ein guter Ort für das Gespräch.“

„Bildung um der Menschen willen ist immer ganzheitlich, widersetzt sich jeder Verzweckung und ist immer integrativ“, betonte der Pädagoge und Schulamtsleiter der Diözese Linz Franz Asanger vor den mehr als 100 Ordensschulverantwortlichen der VOSÖ : „Die Gesetze des Marktes haben sich allerdings mittlerweile in die Tiefenstrukturen unserer Bildungseinrichtungen festgesetzt. Der Markt beantwortet aber nicht die Grundfragen des Lebens, er hat keine Moral, kann nicht über sich selbst reflektieren und hat auch in sich kein tragendes Ziel. Wenn Bildung zur Ware, der Schüler zum Kunden, die Lehrer zum Dienstleister und der Mensch allgemein zum Produktionsfaktor wird, dann sind wir gefragt. Wir dürfen die Schulen nicht dem Markt und den Marktstrategen überlassen.“ Asanger ermutigt, „sich auf das Eigene zu besinnen, was den katholischen Bildungseinrichtungen grundgelegt ist. Und das ist Vielfalt und Platz für die Stärken und Schwächen jedes einzelnen Menschen.“

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Perspektivenwechsel in der Kirche

Asanger hält mit Blick auf die Kirche einen Perspektivenwechsel für notwendig. „Ich sehe Kirche nicht als  das sinkende Schiff, sondern Kirche ist für mich das Sprungbrett auf Zukunft hin, ausgestattet mit einem hohen Sensorium für das, was auf der Höhe der Zeit notwendig ist.“ Was macht eine katholische Bildungseinrichtung aus? Asanger: „Wir brauchen nicht besser, erfolgreicher oder beliebter sein als andere. Das fördert Konkurrenzdenken, das langfristig nicht zielführend ist.“ Asanger streicht mit Blick in die Bibel heraus: „Bei euch soll es anders sein. Das Leben entfaltet sich an Tod und Auferstehung. Wir müssen hier nichts zusätzlich tun, sondern wir tun die Dinge anders, weil wir sie aus einer christlichen Grundhaltung heraus tun.“ Dem Kreuz schreibt er dabei eine zentrale Bedeutung zu. „Wenn wir das Kreuz aufhängen, dann als Zeichen des Dialogs, des Gespräches und gegen jede Ausgrenzung. Das Kreuz soll etwas verändern, die Welt gerechter machen, sonst ist es ein Stück wirkungsloses Kulturgerät. Das Kreuz soll das Gottesgerücht wach halten.“

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Schulamtsleiter Franz Asanger, Geschäftsführerin der VOSÖ Maria Habersack,  (Foto: fkaineder)

Sieben Ermutigungen

Asanger spricht von sieben Punkten, wie das Gottesgerücht wach gehalten werden kann. Erstens braucht es „mehr Mut zum Augenmaß und dass wir das (nur) Mögliche tun“. Jeder Beitrag, und sei er noch so klein, ist wichtig und verdient Anerkennung. Zweitens spricht Asanger vom „Mut zur gemeinsamen Verantwortung“. Gerade in der Bildung braucht es das vielfältige Zusammenwirken zum Wohle des Kindes. Drittens betont Asanger die Wichtigkeit der Sprache, einen ansprechenden Ausdrucks, vom „Mut zum Gang an die Grenzen des Sagbaren. Reden wir über den Glauben und dazu gehört das gemeinsame Ringen um einen adäquaten Ausdruck“. Viertens sieht Asanger im „Mut zum Zweifel“ eine reinigende Wirkung. „Machen wir uns den Unglauben zum Freund, weil das auf der einen Seite den Fundamentalismus und auf der anderen Seite die Esoterik verhindert. Denn dort hat der Zweifel ausgedient. Wir sollen wissen, dass der Zweifel dialogfähig hält.“ Fünftens betont der Linzer Schulamtsleiter den „Blick in die Dunkelheit“. Gerade der Umgang mit dieser Seite des Lebens braucht seinen Platz, das Scheitern darf sein. Sechstens braucht es den „Mut zur Selbstkritik“. Wer diesen Mut entwickelt, „braucht nichts ausblenden“. Siebtens ermutigt Asanger, „Feste zu feiern und auf der Suche nach der Mitte zu bleiben“. Als Auftrag von Ordenschulen sieht Asanger zusammenfassend, „Abschied zu nehmen von alten Bildern und neue Bilder zu malen, neue Übersetzungen und Zugänge zu schaffen, um die religiöse Musikalität zu fördern. Das geht durch alle wissenschaftlichen Disziplinen, die sich heute oft im Einzelnen verlieren. Es braucht dieses große Ganze. Ordensschulen sind ein guter Ort für das Gespräch und dieses notwendige Ringen.“

Mag. Franz Asanger - Teil 1 (Audio)
Mag. Franz Asanger - Teil 2 (Audio)
Mag. Franz Asanger - Teil 3 (Audio)
 

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Kirchenräume als Pädagogen

Helga Penz vom Kulturreferat der Orden und Sr. Ruth Pucher von der Ordensentwicklung stellten anhand der Piaristenkirche und der Mary Ward Klosterkirche in Krems den KlausurteilnehmerInnen die Chancen einer guten Kirchenpädagogik vor. Mit dem „genauer hinschauen kann das Profil geschärft werden“. Beide betonen, „dass gerade in den Kirchen und Kapellen das Charakteristikum  einer Ordensgründung sichtbar wird und sich das jeweilige Ordenscharisma in der Ausgestaltung niederschlägt“. Es geht schlicht darum, „das zu erschließen, was da ist“.

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Die Podiumsdiskussion: vlnr. Rudolf Luftensteiner, Bildungsreferat, Franz Asanger, Direktor Schulamt Linz, Eva Maria Vogel, ehem. Direktorin Ursulinengymnasium, Johann Heuras, Bildungsdirektor Niederösterreich, Sr. Beatix Mayrhofer, Präsidentin Vereinigung der Frauenorden Österreichs

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Mit der Podiumsdiskussion „Katholische Schule / Ordensschule – Identität und Auftrag in der Gesellschaft“ wird am Profil weitergearbeitet.

Podiumsdiskussion - Teil 1 (Audio)
Podiumsdiskussion - Teil 2 (Audio)
Podiumsdiskussion - Teil 3 (Audio)

Mit einem Festgottesdienst und einem festlichen Abendessen im Stift Göttweig wurden die "Geburtstage von zwei starken Frauen", Sr. Cäcilia Kotzenmacher, Gründungsmitglied der VOSÖ  und Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer, gefeiert.

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